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Seien wir doch wie Kinder

05.06.18 21:42

Da sitze ich wieder an meinem Fenster im Gang des Mietshauses, in welchem ich im Dachgeschoss schmore und im Winter erfriere. Hier gibt es nur zwei Welten – Heiß oder Kalt. Irgendwie erinnert mich das auch an mein Leben. Ich kenne nur ganz oder gar nicht. Vollgas oder Stillstand. Manchmal frage ich mich ob das nun gut ist oder nicht. Es ist meine Eigenschaft alles haben zu wollen, auf einmal! Deswegen kann ich mit nichts zufrieden sein, denn wenn ich etwas habe, dann gibt es schon wieder das nächste das ich haben möchte, das nächst größere. Ich habe es mir aber in materiellen Dingen abgewöhnt, jetzt ist es nur mehr das Leben und die von mir selbst auferlegten Ziele, die ich mir täglich selber setze. Ambitionierte Ziele, manchmal nahezu unrealistische Ziele. Große Ziele muss man haben um in die Pötte zu kommen, ist meine Ansicht des Lebens. Was nützt es mir denn, wenn ich klein denke? Was nützt es einen? Kleindenkerei, ob es die Person oder die Ziele im Leben angeht – Sie bringen einen nicht weiter. Im Gegenteil, sie schaden einen. Denn man bleibt auf einen Fleck stehen. Denn wo keine Herausforderung ist, da kann sich auch kein Ehrgeiz entwickeln. So war es damals, als ich den Entschluss fasste, mich von meinem alten Leben zu verabschieden, als Security und mein Abitur nachzuholen. Als Hauptschüler, alle wetteten gegen mich, aber anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, nahm ich diese Herausforderung an und sah das nicht Glauben in den Augen meiner „Freunde“ als Ansporn: „Euch werde ich es schon zeigen“ – Danke dafür! Ich entschloss mich also mein Abitur auf der Berufsoberschule nachzuholen, das genügte mir aber nicht, denn ich ging gleich in den schwierigsten Zweig – den Technischen, ohne Vorklasse. Hallejulia, das war das schwierigste Jahr meines Lebens! Ich hatte von Mathematik und Physik keine Ahnung und musste mich täglich nach der Schule hinsetzen und den Lernstoff büffeln, damit ich wenigsten etwas verstand, von dem in der Schule am nächsten Tag gesprochen wurde. Es kam wie es kommen musste, der Fleiß zahlte sich aus und ich bestand mit Ach und Krach die Probezeit, ein erster Teilerfolg, was sollte mich jetzt schon noch aufhalten?! So ruhte ich mich also nicht auf diesen Lorbeeren aus, sondern machte mich darüber noch mehr zu lernen! Meine Noten waren jedoch nicht die besten, ich kratze immer an der 4. Es genügte jedoch letztlich um einen guten Fortgang für die Abschlussprüfungen zu erhalten und konnte mir sogar einen 5 in Mathe und Physik erlauben und tatsächlich kam es so, ich hatte Glück das ich keinen Sechser schrieb. Aber ich habe gelernt wie der Teufel und bestand tatsächlich nach einem Jahr mein Abitur im technischen Zweig, in Bayern an der BOS in Neumarkt in der Oberpfalz. Ich war stolz wie eine Primel. Allen voran weil ich es nicht nur meinen Freunden zeigte, sonder allen voran mir bewies das ich es kann, wenn ich es möchte! Am Tag der Notenbekanntgabe habe ich weit mehr als Physik und Mathe gelernt, ich habe für mein Leben gelernt, dass man alles schaffen kann, wenn man seinen Arsch aufreißt und sich auf seinen Hosenboden setzt und für seine Träume hart arbeitet – nichts sollte mich mehr aufhalten! In der ganzen Zwischenzeit vergaß ich aber beileibe nicht das Leben zu leben. Ich war viel mit meinen Freunden unterwegs und habe gefeiert, als wenn es kein Morgen gäbe. Ich musste meinen Kopf frei bekommen um wieder Platz und Energie für die allwöchentliche Anstrengung zu haben. Es war auch verdammt wichtig! Und so konnte ich in einer meiner schwersten und prägendsten Zeiten, eine wichtige Lektion lernen. Nämlich bei all den großen Zielen, das Leben nicht zu vernachlässigen – es ist zu kurz.

So sehe ich es auch heute und erzähle gerne die Geschichte von meiner Abiturzeit und die der darauffolgenden Zeiten. Ich sehe wie die Augen in den zuhörenden Menschen zum Blitzen und Funkeln beginnen und sie selber den Ehrgeiz entwickeln etwas anzupacken – meist nur für den Augenblick. Es ist schade, aber das ist die Realität. Viele Menschen bleiben dabei klein zu denken und ziehen sich wieder in ihr Schneckenhaus zurück. Denn wenn man beginnt groß zu denken, wird einem auch bewusst, dass hier viel Arbeit auf einen wartet, der denn große Taten vollbringen will – es ist kein Zuckerschlecken, es ist verdammt harte Arbeit und zwar jeden verdammten Tag. Nicht nur das, es bedeutet auch Entbehrungen vom Leben, von Freunden, von Familie – vom Gewohnten. Man muss den Alltag den man kennt verlassen und das bedeutet gleich zwei Dinge. Man bekommt Angst vor dem Unbekannten und darüber hinaus, auch noch Zweifel ob man es denn überhaupt schafft. Man frägt sich, was wenn ich es nicht schaffe, dann ist der ganze Aufriss umsonst gewesen und man fängt nie an.

Stellt euch mal vor, Baby bzw. Kinder würden so denken. Sie würden ewig in die Windeln machen. Niemals das Laufen lernen. Nein, das gute am Kind sein ist, man denkt nicht darüber nach was man kann und was man nicht kann, vielleicht bloß weil es die Gesellschaft sagt und so gehen sie einfach voran und probieren das Laufen bis sie es können.

Das ist die Kunst am Ziele zu haben. Man muss wie ein Kind, ohne Rücksicht auf Verluste, mit unwegsamen Streben, immer voran gehen, bis es klappt – bis man sein Ziel erreicht hat, selbst wenn alles gegen dich steht.

Seien wir doch also mehr wie Kinder .

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