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Mein letzer Tag: 17. September 2086 – 100 Jahre

18.06.18 06:16

Heute sind es noch ca. 24928,5 Tage bis zum Tag meines Ablebens. Das sind 100%, jeden Tag habe ich 100% vom Rest meines Lebens. Nicht mehr und nicht weniger. 100%.

Nachdem ich meinen Todestag festgelegt habe und ich nun für mich beschlossen habe, das ich ein 100 Jähriges Leben leben werde, wurde mir einiges bewusst. Ich habe bewusst berechnet wieviel Zeit ich noch verschwenden kann oder diese übrige Zeit auf dieser schönen Welt noch sinnvoll nutzen werde.

Wie kommt man auf solch eine verrückte Idee? An dieser Stelle danke ich meiner Schwester, nachdem ich eines Tages, vor wenigen Wochen, mit Ihr an einem Abend bei Ihr auf dem Balkon saß und wir über das Leben philosophierten, erzählte Sie mir, dass viele erfolgreiche Menschen, bereits ihre Abschiedsrede, für das Grab geschrieben haben – das inspirierte mich. Das inspirierte mich ungemein, ich wurde noch bewusster gegenüber mein Leben und überlegte mir, Mensch… wenn ich also jetzt 100 Jahre alt werde, dann hab ich hierzu auch ein Ziel und fing an meinen letzten Tag auf Erden zu planen.

Wir schreiben den 17. September 2086. Es ist 6:00 Uhr früh, ich habe noch 4 Stunden und 20 Minuten bis zu meinem 100. Geburtstag. Ich öffne meine Augen, grinse – drehe mich zur Seite, sehe meine schlafende Frau an, in ihrer ehrwürdigen Erfahrung, daliegend, friedlich, weiße Haare und ein gesegnetes Lächeln auf Ihren Lippen. Ich küsse Sie und stehe alleine, ohne Hilfe aus meinem Bett auf, wie die letzten 24928 Male – der Rechte Fuß zuerst.

Ich ziehe meine Kopfhörer über meinen Kopf und höre meine Musik. Meine Haushälterin, hat bereits meinen Kaffee und das Frühstück vorbereitet. Ich schreite aus dem Schlafzimmer, in den breiten Gang und gehe in mein Herrenzimmer. Die hohen Fenster lichtfluten meinen Raum und die junge Haushälterin lächelt mir zu und grüßt mich mit einem liebevollen guten Morgen, ich grüße zurück – ich gebe Ihr 3 Küsschen für die ungarische Wahrheit und bedanke mich bei ihr für die gute Arbeit, der letzten Jahre – Sie weiß Bescheid, es ist mein letzter Tag auf Erden. Mein Frühstück umfasst 2 Spiegeleier, mit einer Vollkornsemmel und Butter. Dazu einen frisch gepressten Fruchtsaft. Frisch gebrühter Kaffee und ein Croissant. Ich setze mich und lasse mir die Sonnenstrahlen in das Gesicht strahlen, die mein Gemüt weiter aufhellen – ich lehne mich zurück und bin zufrieden, wie jeden Tag in meinen letzten 99 Jahren. Ich grinse und bin tiefen entspannt. Plötzlich, aus heiterem Himmel, kommt mein Ur-Ur Enkel durch die Tür geschossen, dahinter seine Schwester. Sie lachen und haben die fröhlichsten Augen die man sich nur vorstellen kann. Sie umarmen mich und wünschen mir einen guten Morgen und so schnell wie sie in meinem Herrenzimmer waren, so schnell sind sie auch wieder weggerannt, denn das Leben wartet auf sie. Ich muss lachen, es erinnert mich an meine Kinder und wieviel Zeit seitdem vergangen ist. Ich fange an genüsslich mein letztes Frühstück einzunehmen. Ich genieße jeden Augenblick. Jeden Geschmack – als wenn es mein erstes Mahl wäre, welches ich je zu mir genommen hätte. Der Kaffee dampft und ist perfekt temperiert. Das Frühstück ist nun an seinem angestammten Platz, in meinem Magen und verleiht mir meine Kraft, bis zum Brunch, mit der ganzen Familie um 10:20, es ist Dienstag. Der Wochentag spielt für uns keine Rolle, hat er noch nie, wir leben die Tage und jeder ist in dem weltgrößten Unternehmen der Welt, der „Tarnai & Tarnai Wealthcare World Copoperation“, beschäftigt und verfolgt hier seine Big Five For Life. Keiner hat Urlaub genommen, das gibt es nicht in diesem Unternehmen, denn jeder nimmt sich die Zeit wie man sie benötigt, sie ist zu kostbar. Ich freue mich schon auf das Brunch mit meiner großen Familie, im Speisesaal meines Herrenhauses.

Die klassischen, elektronischen Klänge der Musik hallen in meinen Ohren und die epische Musik, motiviert mich. Ich öffne die große zweiflügelige Tür zum Balkon und atme die frische Luft ein. Ich trete heraus und werde nun vollends von der Sonne angestrahlt. Ich schließe meine Augen, öffne meine Arme und strecke mich durch – Leben. Ich trete an die Brüstung, lasse meinen Blick über die Weite Flur schweifen und sehe wie in weiter Entfernung die Kinder bereits die Weltentdecken, ich lausche dem fröhlichen Lachen und quicken – pure Lust am Leben.

Ich öffne mein Zigarettenetui und hole mir eine selbstgedrehte Zigarette heraus, die erste seit vielen Jahren, Jahrzehnten. Das Feuer bringt die Zigarette zum brennen, ich inhaliere und erinnere mich an die vielen Momente in meinem Leben, die ich mit einer Zigarette verbracht habe und erquicke mich an den lebevollen Erinnerungen, ob meine vergangen Männerreisen mit vielen Frauen, die Familienreisen mit den besten und gehaltsvollen Unterhaltungen oder die nie geendeten Tage mit meinen Liebschaften, die bis zum nächsten Tag dauerten – Sorge Dich nicht, Lebe! Eine Träne der Freude rinnt mir die Wange entlang, ich bin glücklich – ich muss mir keine Frage stellen: Was wäre gewesen wenn, denn ich habe immer das getan, was ich tun wollte und habe mit allen Konsequenzen gelebt. Denn nur der der Entscheidet, behält die Macht über sein Leben und Erfolg folgt aus Entschiedenheit – ich bin Erfolgreich und meine Lieben auch, denn wir sind glücklich.

Ich nehme den nächsten Zug von der Zigarette, blicke mich weiter um. Im Rondell zum Eingang des Hauses, parkt schon mein gebuchter Flitzer für eine kurze Ausfahrt. Ein Audi R8 aus dem Jahr 2019 – mein erstes eigenes High-Class Auto, im besten Zustand. Herkules Junior, glänzt in seiner quietsch gelben Farbe, er wird gerade poliert und vorbereitet. Mein Herz schlägt höher in einer Welt, in der keine Verbrennungsmotoren mehr produziert werden.

Ich verspüre eine warme Hand auf meiner Schulter und erblicke nachdem ich mich gedreht habe, die liebevollsten Augen die es auf der Welt gibt, meine Frau sieht mich schweigend, mit einem großen und breiten Grinsen an und gibt mir einen Kuss auf den Mund und wünscht mir einen guten Morgen. Ich umarme Sie und drücke Sie so fest an mich wie es nur geht. Ich Liebe Sie und Ihre Art – hinter jeden starken Mann, steht eine noch stärkere Frau. Es vergehen Minuten und wir stehen in dieser engen Liebe inmitten der Sonne – ein niemals endender Augenblick – ich bin glücklich.

Langsam löst sie sich, ich streichle mit meiner Hand über Ihre Wange, nehme Ihre Hand und Küsse Sie noch einmal zärtlich auf die Lippen. Schönheit in vollster Form. Sie dreht sich um, denn sie kennt mich und meinen morgendlichen Ablauf. Sie verschwindet hinter dem Vorhang – ich stehe da und blicke ihren engelsgleichen Schritten nach, die Tür geht zu, ich bin wieder alleine in meiner Welt. Ich nehme den letzten Zug von meiner Zigarette und drücke sie lächelnd aus.

Ich schreite durch mein Herrenzimmer, der Pool-Tisch zeigt noch das Spiel vom gestrigen Abend, in welchen ich gegen meinen Söhne Herkules Peter Tarnai, Philon Archimedes Tarnai und Achilles Sokrates Tarnai die letzte Nacht verbrachte und wir über das Leben philosophierten.

Ich komme in mein Philosophenzimmer mit dem schönen antiken Schreibtisch, welchen ich seit dem Jahr 2017 nun schon in Ehren halte. Ich setze mich nieder, schlage mein Ziele & Erfolgsbuch auf. Nehme meinen Füller in die Hand und schreibe meine Ziele für den Tag nieder:

  • Glücklich sein an meinem letzten Tag auf erden
  • Meine Frau & Kinder ehren und lieben
  • Die Life-Videobotschaft an mein globales Unternehmen senden und mich bei allen meinen Mitreisenden auf der Welt für Ihre Zeit bedanken – der letzte Gruß, das Unternehmen wird mit meiner Philosophie weiter laufen, ohne mich, so wie es bereits die letzten 68 Jahre bereits lief.
  • Rock´n Roll tanzen
  • Das Grab meiner Eltern und Geschwister besuchen und ihnen für alles was sie für mich getan haben bedanken, ich liebe sie!
  • Die schönste, weil letzte Geburtstagsfeier meines Lebens feiern

Im Hintergrund höre ich einen Helikopter. Augusta Aurora Tarnai, meine Tochter, kommt aus der Ferne, ich lächle – wie der Vater, immer unterwegs die Welt zu retten und Menschen zu helfen.

Es ist 07:14 – „Es ist noch so viel Zeit, nutzen wir sie Sinnvoll“, notiere ich als berühmte letzte Worte in meinem Zielebuch.

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